Würdiger Schlussakkord einer glanzvollen Jubiläumsfeier
Musikkapellen Garmisch und Partenkirchen überzeugen mit hiesigen Kompositionen – Geschichten von Einheimischen bereichern den Abend
Von Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“ bis zu Werner Furtners „Boarisch‘ Herz“: Das gemeinsame Konzert beider Musikkapellen zum Bürgerfest auf dem Rathausplatz mit schätzungsweise 1500 Zuschauern war nicht nur stil- und gemütvoll, sondern bis auf zwei Ausnahmen auch ausschließlich Komponisten aus dem nunmehr 75-jährigen Doppelort gewidmet. Und dass überdies ein paar Einheimische im unverfälschten Dialekt von hüben und drüben nette „Gschicht’lan“ (Gschicht’len) erzählten, ließ ebenfalls viele einheimische Herzen höher schlagen. Geschickt arrangiert: Während die rund 80 Mitglieder der beiden Blasmusik-Orchester auf der großem Bühne prunkvolle Märsche, Walzer und Ouvertüren spielten, saßen nebenan am Stammtisch Andreas Baumann und Hans Sedlmaier aus Garmisch sowie Annelies Grasegger sowie Hans Renner aus Partenkirchen und erzählten frei von der Leber weg übers Wetter und über die Liab‘, über die Arbeit und die alten Bräuch‘. Und ihr fünfter Mann, der Krätz Hannes, seines Zeichens auch Dritter Bürgermeister, gab ihnen nicht nur die Stichwörter, sondern dem Publikum als Moderator auch kenntnisreiche Hinweise auf all das, was die Musikanten da so prächtig erklingen ließen.
Abwechselnd dirigiert von Sepp Anzenberger aus Partenkirchen und Jürgen Klier aus Garmisch durften die Zuhörer zunächst die Einleitung zum „Zarathustra“ genießen, den der seinerzeit freilich noch nicht in Garmisch ansässige Richard Strauss 1896 geschaffen hatte: nur winzige Unsicherheiten, doch schnell und gewaltig dann das genussreiche Crescendo. Nach diesem Großmeister-Sound dann die ganz normale Blasmusik mit Schöpfungen, die zwar in Garmisch-Partenkirchen komponiert, aber längst weit darüber hinaus gespielt werden. Beispielsweise der „Zugspitzmarsch“ von Hans Hübner, dem früheren Garmischer Dirigenten, dann die „Bavaria-Ouvertüre“ und die „Klingende Bergwelt“ von Hans Kothera, der selbst einmal in Partenkirchen als Klarinettist gewirkt hat, die „Burgrainer Polka“, der „Garmischer Bilderbogen“ und der Marsch „Blauer Enzian“ des Burgrainers Ernst Hoffmann. Schließlich auch „Freie Fahrt“, ein flotter Marsch des erst vor wenigen Monaten verstorbenen, hoch angesehenen Trompeten-Lehrers Rudolf Reisek: Sehr verdienstvoll von beiden Kapellen, diese Heimatkomponisten nicht nur in den eigenen Programmen immer wieder zu präsentieren, sondern auch bei solch einem herausragenden Konzert obenan zu setzen.
Ausgesprochen hübsch auch der beziehungsreiche „Medaillen-Traum“ des Garmischer Dirigenten Jürgen Klier und das von Werner Furtner und Ernst Hofmann geschaffene „Boarische Herz“ mit zu Herzen gehendem Gesang und dem Refrain „Mein schönes Bayernland, dir bleib‘ ich ewig treu“. Nur zwei der Stücke kamen in diesem kühlen Sommerabend-Programm sozusagen von „Fremd-Komponisten“: nämlich Carl Maria von Webers herrlich romantische „Freischütz“-Ouvertüre und der abschließende fast obligate Bayerische Defiliermarsch, den einst der Ingolstädter Militärmusiker Adolf Scherzer geschrieben hat. Ein würdiger Abschluss einer schönen Jubiläumsfeier, gekonnt dargebracht und mit lang anhaltendem Beifall belohnt.
Quelle: Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, 14. September 2010, Wolfgang Kaiser
“Wenn die Mutter meiner Schwiegermutter zur Verwandschaft nach Garmisch hinüber musste, hat sie immer reichlich Brotzeit und Getränke eingepackt, denn eine solche Tour war ein Tagesausflug – so wie wenn man heute mal schnell nach Bozen fährt.” – Hans Renner
“Der Dekan Lorenzer, ein überzeugter Partenkirchner, hat, wie er erfuhr, dass es beim Garmischer Bittgang nach Ettal arg geregnet hat, nur gemeint: Jeder wie er’s verdient. Und dann hat’s ein paar Tag später beim Partenkirchner Bittgang gschniem (geschneit).” – Annelies Grasegger
“Der Bürgermeister Philipp Schumpp, ein Partenkirchner, hat nicht einmal gewusst, wo der Schußangerweg ist, schließlich ist der ja auch in Garmisch.” – Andreas Baumann
“In Partakurch hat’s ein paar Eisstockschützen gegeben, die ham zwar meine Stöck’ benutzt, aber natürlich nicht bei mir im weit entfernten Garmisch gekauft, sondern selbstverständlich drüben beim Kratzmair in Partenkirchen.” – Hans Sedlmair